Ist Biotin gut gegen Haarausfall? Vitamin B7 oder H für das Haarwachstum

Wenn es um Haarausfall geht, scheint Biotin eines der am besten vermarkteten und meistverkauften Produkte zu sein, sowohl online als auch in Apotheken und Einzelhandelsgeschäften mit einer breiten Palette von Shampoos oder Nahrungsergänzungsmitteln, die Haarwachstum versprechen oder allgemein für gesundes Haar, Haut und Nägel beworben werden. Auch einige Ärzte empfehlen nach wie vor Biotin, aber handelt es sich dabei wirklich um eine evidenzbasierte Behandlung und ist die Einnahme von Biotin-Ergänzungsmitteln harmlos und im schlimmsten Fall nur Geldverschwendung? Nun, die kurze Antwort lautet Nein. Lesen Sie weiter, um eine ausführlichere Erklärung zu erhalten.

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Was ist Biotin?

Biotin ist auch als Vitamin B7 oder Vitamin H bekannt und ist ein Mikronährstoff, der in unserem Organismus für den Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Aminosäuren wichtig ist. Die adäquate Zufuhr (AI) von Biotin für gesunde Erwachsene liegt bei etwa 30 Mikrogramm (mcg) pro Tag, und es wird geschätzt, dass die durchschnittliche Aufnahme von Biotin bei westlicher Ernährung bei etwa 35-70 mcg pro Tag liegt. Zu den biotinreichen Lebensmitteln gehören Rinderleber, Schweinefleisch, Eier, Fisch (Lachs, Thunfisch, Sardinen, …), Nüsse und Samen, Hülsenfrüchte, Reis, Getreide, Süßkartoffeln, Avocados und mehr. Auch die Darmbakterien produzieren Biotin.

Biotinmangel

Biotinmangel ist ein seltener Zustand, und ein schwerer Biotinmangel bei einem gesunden Erwachsenen mit normaler Ernährung wurde noch nie gemeldet.

Der Verzehr von rohem Eiweiß kann die Biotinaufnahme beeinträchtigen: Eiweiß enthält ein Protein namens Avidin, das sich an Biotin bindet und dessen Aufnahme verhindert. Durch das Kochen des Eiweißes wird das Avidin denaturiert (abgebaut) und die Aufnahme des Biotins ermöglicht, das z. B. im Eigelb reichlich enthalten ist.

Andere mögliche Gründe für einen Biotinmangel sind Alkoholismus, seltene genetische Erkrankungen, die Enzyme stören, die eine wirksame Verwertung von Biotin ermöglichen, schwere Unterernährung, Menschen, die parenteral ernährt werden (intravenöse Ernährung), bestimmte Medikamente oder Erkrankungen, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen können, wie die Chron-Krankheit.

Biotinmangel kann in der Tat zu Haarausfall sowie Haut- und Nagelproblemen führen, aber wie bereits erwähnt, ist dies selten und äußert sich in der Regel nicht nur durch geringfügige kosmetische Probleme, sondern auch und vor allem durch neurologische Symptome, Darmbeschwerden und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.

Welchen gesundheitlichen Nutzen hat Biotin?

Biotin ist wie alle anderen Mikronährstoffe für das reibungslose Funktionieren des menschlichen Organismus unerlässlich. Es spielt eine Schlüsselrolle im Stoffwechsel von Fettsäuren, Aminosäuren und Kohlenhydraten und hilft bei der ATP-(Energie-)Produktion in den Zellen; außerdem sind einige Tausend Gene von Biotin abhängig. Darüber hinaus spielt Biotin eine Rolle bei der Regulierung des Immunsystems und bei der Verringerung von Entzündungen.

Was sagt die Wissenschaft über Biotinpräparate zur Behandlung von Haarausfall?

Angesichts der Fülle von Produkten und der damit verbundenen Werbeaussagen mag dies überraschen, aber es gibt wenig bis gar keine Beweise für die Verwendung von Biotin zur Behandlung von Haarausfall oder zur Verbesserung der Haarquantität oder -qualität. Es stimmt zwar, dass eine Biotinergänzung bei Menschen, die unter einem Biotinmangel leiden, zur Behandlung von Haarausfall und anderen Haar-, Nagel- und Hautproblemen beitragen kann, aber das macht es nicht zu einem Allheilmittel. Es gibt keine Belege dafür, dass Biotin bei androgenetischer Alopezie (AGA), der Hauptursache für Haarausfall bei Männern, helfen kann, und auch nicht dafür, dass Biotinergänzungen Haarausfall verhindern können.

Sie sollten Ihren Hausarzt oder Dermatologen fragen, ob die Einnahme von Biotin in Ihrem speziellen Fall ratsam ist, und Sie sollten es nicht in hohen Dosen einnehmen, es sei denn, es wird von einem Arzt verschrieben.

Biotin für längeres und kräftigeres Haar

Wie für die Behandlung von Haarausfall gibt es auch für die Verwendung von Biotin für längeres oder kräftigeres Haar keinerlei Belege. Marketing, Werbung und soziale Medien sind die einzigen Quellen, in denen man Behauptungen über die Vorteile eines solchen Nahrungsergänzungsmittels lesen oder hören kann; in medizinischen Lehrbüchern und Fachzeitschriften finden sich keine Belege für die Verwendung von Biotin für längeres oder kräftigeres Haar.

Was sind die Nebenwirkungen von Biotin?

Selbst in hohen Dosen scheint Biotin keine Nebenwirkungen zu verursachen. Da es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, wird der gesamte Überschuss, den Sie mit einer hochdosierten Nahrungsergänzung zu sich nehmen, mit dem Urin ausgeschieden. Dass Biotin für den Körper unschädlich ist, bedeutet nicht, dass es sicher ist, denn die FDA hat vor den Risiken hoher Biotin-Dosen gewarnt.

Biotin beeinträchtigt Bluttestergebnisse – FDA-Warnung

Biotin ist nicht nur bei der Behandlung von Haarausfall bei der großen Mehrheit der Patienten unwirksam, sondern seine Supplementierung ist sogar gefährlich, da es die Ergebnisse von Bluttests beeinträchtigt. Während eine normale Aufnahme von 30-70 mcg pro Tag über die Nahrung keine Gefahr darstellt, enthalten Nahrungsergänzungsmittel, die für Haare, Haut und Nägel vermarktet werden, oft 10 mg bis 100 mg, was dem 3.000- bis 30.000-fachen der angemessenen Aufnahme entspricht! Bei Mengen um oder über 1 mg pro Tag kann Biotin die Ergebnisse von Labortests beeinträchtigen, z. B. durch falsch negative Ergebnisse beim Troponinspiegel, einem Marker für Herzschäden: Die Diagnose eines Herzinfarkts könnte dadurch beeinträchtigt werden, was bereits zu mindestens einem dokumentierten Todesfall geführt hat. Darüber hinaus scheint eine Biotinsupplementierung auch zu falsch niedrigen TSH-Werten (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) und falsch hohen T4-Werten (Thyroxin) zu führen, die üblicherweise zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion gemessen werden. Andere Tests, die Berichten zufolge durch eine hochdosierte Biotin-Supplementierung beeinträchtigt wurden, sind FSH (follikelstimulierendes Hormon), LH (luteinisierendes Hormon), E2 (Östradiol), Progesteron, Testosteron, Cortisol, Folsäure, Vitamin B12, Ferritin, Krebsmarker und mehr. Dies könnte zu verpassten Diagnosen, Fehldiagnosen, unnötigen Tests, zusätzlichen Kosten und anderen Problemen führen.

Ein normales Multivitaminpräparat ist dagegen unbedenklich, da es oft nur etwa die empfohlene Tagesdosis von 30 mcg Biotin pro Tag enthält und bei dieser Menge die Laborergebnisse nicht beeinträchtigt.

Sollten Sie Biotin zur Behandlung von Haarausfall verwenden?

Obwohl einige Ärzte Biotin gegen Haarausfall verschreiben, weil es nicht schädlich ist (eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass etwa 20 % von ihnen dies immer noch tun), werden Sie davon nicht profitieren, es sei denn, Sie leiden an einem Mangel. Es gibt keine Belege für die Verwendung von Biotin zur Behandlung von androgenetischer Alopezie (AGA) oder anderen Ursachen von Haarausfall bei Männern und Frauen, und wenn Sie es einnehmen, verschwenden Sie wahrscheinlich Ihr Geld und riskieren falsche Ergebnisse bei Ihren Bluttests.

Eine Schilddrüsenunterfunktion und Eisenmangel beispielsweise können ebenfalls Haarausfall verursachen, aber auch hier bedeutet dies nicht, dass jeder, der darunter leidet, Schilddrüsenhormone oder Eisenpräparate einnehmen sollte. Wenn Sie unter Haarausfall leiden, sollten Sie mit einem Facharzt sprechen und ihn nach den aktuellen medizinischen Erkenntnissen behandeln. Für die AGA gibt es mehrere wirksame Medikamente sowie andere vielversprechende Therapien wie plättchenreiches Plasma, von der FDA zugelassene Geräte wie die Low-Level-Lasertherapie (LLLT) oder im schlimmsten Fall eine Haartransplantation, aber Biotin gehört nicht zu den empfohlenen Behandlungen. Fallen Sie nicht auf die Marketing-Behauptungen herein und verlassen Sie sich stattdessen auf Ihren Arzt und auf die aktuellen medizinischen Erkenntnisse!